An der Nordseeküste: Bremen und Bremerhaven

Die Bremer Stadtmusikanten, Becks, Werder Bremen und ein vergleichsweise großes Überseehafengebiet waren für mich Gründe genug, mir im März 2013 das kleinste Bundesland Deutschlands einmal näher anzusehen. Zwar bin ich weder Biertrinker noch Fußballfan, habe aber trotzdem interessante Eindrücke im hohen Norden gewonnen.

Die Hansestadt Bremen

Allzuviel Zeit blieb mir nicht, aber dennoch habe ich es an zwei Tagen problemlos geschafft, mich in Bremen umzusehen. Zunächst ist auffällig, dass sich Bremen recht langgezogen am Fluss Weser erstreckt. Man braucht also ziemlich lange, wenn man die Stadt in Nord-Süd-Richtung durchfährt. Nun sollte es eine nette Altstadt, hübsche Stadtviertel und die ein oder andere Spezialität in Bremen geben. Ich war gespannt.

Blick auf dem Bremer Marktplatz in der winzigen Altstadt, mitsamt Rathaus. Sehr charmante Ecke von der Hansestadt!

Blick auf dem Bremer Marktplatz in der winzigen Altstadt, mitsamt Rathaus. Sehr charmante Ecke von der Hansestadt!

Die Altstadt von Bremen

Um es gleich vorweg zu nehmen: Im Grunde ist es etwas unfair als Dresdner Einwohner über andere deutsche Altstädte zu schreiben, weil sich der Vergleich zur sehr großflächigen, vollständig wieder aufgebauten und renovierten barocken Dresdner Altstadt immer aufdrängt. Jetzt war ich aber in Bremen und nicht in Dresden und auf die doch sehr gegensätzliche Backsteinarchitektur sehr gespannt. Es ist auch wirklich ein äußerst charmanter Anblick vom Marktplatz aus. Das alte Rathaus glänzt mit goldenen Schnörkeln und direkt gegenüber wacht der Roland. Ebenfalls direkt am Rathaus liegt die Liebfrauenkirche. Rund um den Marktplatz befinden sich noch weitere historische Backsteingebäude. Leider ist der sichtbare Bereich auch der Großteil der Bremer Altstadt. Also fußmüde wird man eher nicht.

Bremen im März 2013, die Bremer Stadtmusikanten werden von ein paar Jecken in Kostümen nachgestellt. Es soll Glück bringen, wenn man die Hufe des Esels anfasst und sich etwas dabei wünscht.

Bremen im März 2013, die Bremer Stadtmusikanten werden von ein paar Jecken in Kostümen nachgestellt. Es soll Glück bringen, wenn man die Hufe des Esels anfasst und sich etwas dabei wünscht.

Die Bremer Stadtmusikanten

Die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit von Bremen steht ebenfalls direkt am Rathaus. Da es angeblich Glück bringen soll, wenn man die Beine des Esels umfasst und sich dabei etwas wünscht, hat das Langohr glatt golden polierte Hufe. Um die Statue mit den vier Stadtmusikanten, Esel, Hund, Katze und Hahn ist immer viel los und man muss schon Glück haben, wenn mehr als 30 Sekunden für das obligatorische Erinnerungsfoto bleiben.

Die Böttcherstraße

Direkt vom Marktplatz führt eine Gasse in Richtung Weser, die als Böttcherstraße bezeichnet wird. Vom Namen Straße sollte man sich freilich nicht irritieren lassen, da es sich in Wirklichkeit nur um eine Gasse handelt. Hier findet man einige Kunstläden und Restaurants und viele Häuser im Stil des Backsteinexpressionismus. Die Straße steht seit den 1970ern unter Denkmalschutz. Die Zeit sollte man sich unbedingt nehmen, weil es architektonisch sehr spannend ist. Außerdem liegt mitten in der Böttcherstraße eine Bonbonmanufaktur.

Kleine, verschachtelte alte Gassen in der Altstadt. Nennt sich das Schnoorviertel. Mit ganz putzigen Cafés.

Kleine, verschachtelte alte Gassen in der Altstadt. Nennt sich das Schnoorviertel. Mit ganz putzigen Cafés.

Das Schnoorviertel

Das mittelalterliche Gängeviertel vermittelt recht gut einen Eindruck vom Leben zu früheren Zeiten. Die engen Gässchen sind heute liebenswert dekoriert und beherbergen sowohl Wohnhäuser als auch Geschäfte und Cafés. Eine Stadtführung zu Fuß durch das Schnoor lohnt sich auf jeden Fall.

Spezialitäten in Bremen

In Bremen ist Kohl und Pinkel eine der Spezialitäten. Dieses Gericht kenne ich aus dem Rheinland und da Grünkohl ohnedies nicht zu meinen Lieblingsgerichten zählt und gebratene Mettwurst auch eher weniger, wagte ich mich in den Bremer Ratskeller. Urig und gemütlich sitzt man dort, insbesondere in den abgetrennten Nischen. Zentral am Marktplatz gelegen ist es ein typisches Touristenlokal. Weil es am zweiten Tag schnell gehen musste, bin ich zur STÄV gegangen, der ständigen Vertretung rheinischer Küche. Typisch bremisch habe ich dort nicht gegessen, aber als Rheinländerin zumindest einheimische Spezialitäten wie Halven Hahn und Kölsch bekommen.

Schildergasse in Bremen.

Schildergasse in Bremen.

Das Flair und die Menschen in Bremen

Bremens Altstadt und das Schnoorviertel sind sehr charmant! Die norddeutsche Höflichkeit und das liebenswerte Plattdeutsch hört man auch öfter. Etwas irritierend waren für mich die Hinweise, dass in der Innenstadt keine Stich- und Schusswaffen erwünscht waren. Zusammen mit den in Zweiertrupps patroullierenden Polizisten machte das einen ungewohnten Anblick aus. Als dann noch eine handfeste Gruppenschlägerei zu besichtigen war, fand ich es schade, dass mein netter erster Eindruck von Bremen durch das offensichtliche Dasein sozialer Brennpunktschwierigkeiten etwas getrübt worden ist. Aber ich hatte nur sehr wenig Zeit, mir Bremen anzusehen, sodass mir auch viel wie beispielsweise das Studentenviertel “Das Viertel”, die Wallanlagen und vieles mehr, entgangen ist.

Bremerhaven, der Hafen von Bremen

Die Exklave Bremerhaven gehört zum Stadtstaat Bremen, auch wenn man noch etwa 60 km durch Niedersachsen in Richtung Norden fahren muss. Wäre es möglich, würde das Land noch einmal flacher werden. Da das nicht funktioniert, nimmt die Zahl der Kühe und Windräder einfach noch einmal zu; wohingegen die Anzahl der Wohnhäuser konsequent abnimmt. Im März waren die Marschlandschaften um das Wesergebiet auch reichlich trist in einem konstanten graubraun und nur gesäumt von den Entwässerungsgräben. Der Wind pfiff ungebremst über das Flachland und ließ die eisigen Temperaturen gefühlt noch kälter erscheinen. Aussteigen und die Landschaft besichtigen ist um die Jahreszeit jedenfalls keine besonders reizvolle Idee. Aber irgendwann war ich in Bremerhaven angekommen.

Hinter dem Deich in der "Innenstadt " von Bremerhaven. Grau, grauer, am grauesten...aber dafür frische Luft

Hinter dem Deich in der „Innenstadt “ von Bremerhaven. Grau, grauer, am grauesten…aber dafür frische Luft

Die Innenstadt

Wenn man in Bremerhaven ist, ist man quasi schon fast im Zentrum, da die Stadt mit weniger als 110.000 Einwohnern recht klein ist. Leider fehlt Bremerhaven der Charme, den viele kleinere Stadtgebiete oft haben. Eine Altstadt ist faktisch nicht vorhanden und der Kneipenstraße fehlt jeglicher gemütliche Touch. Im Zentrum selbst ist das Columbus-Center, ein Einkaufszentrum mit Parkdecks, der Mittelpunkt. Bremerhaven wird dominiert vom Hafen, was sich auch anhand der vielen Zufahrtskanäle und Zugbrücken deutlich zeigt. Es macht aber Spaß, sich das Treiben an und auf den Kanälen und dem Deich anzusehen.

Das Hafengebiet

Das Überseehafengebiet macht Bremerhaven zu einer der größten europäischen Hafenstädte und die Stadt zu einem der wichtigsten Exportzentren Deutschlands. Wie gesagt ist dort schon was los: Kleine, große und und ganz große Schiffe und Frachter fahren in Bremerhaven hin und her. Dazu noch die Lotsenschiffe und im historischen Hafen die alten Segelschiffe und man kann ganz maritimes Flair genießen.

Das Deutsche Auswandererhaus

Direkt am Neuen Hafen liegt das Deutsche Auswandererhaus. Für einen Besuch sollte man ausreichend Zeit einplanen, weil die Geschichte der Auswanderer in den verschiedenen Epochen in Richtung USA wirklich schön und informativ dargestellt ist. Man geht mitnichten durch altbackene Info-Tafeln, sondern erlebt die Stationen einer Auswanderung mit dem Schiff mit. So führt der Rundgang über einen nachgebauten Hafenabschnitt mit altmodischen Kofferkisten und lebensgroßen Figuren an einer Schiffswand vorbei und man geht über eine Schiffstreppe in den nächsten Raum. Auch die Schiffskojen und Speisesäle können in echt durchlaufen werden, ebenso wie ein nachgestellter Empfangsbereich auf Ellis Island in New York. Überall gibt es interaktive Stationen. Außerdem können einzelne Schicksale detailliert nachverfolgt werden. Mit einem weiteren Schwerpunkt auf der Aus- und Einwanderungsgeschichte in den 1960er und 1970er Jahren mit nachgebauten Geschäften jener Zeit, ist das Deutsche Auswandererhaus zu Recht als Museum des Jahres 2007 ausgezeichnet worden.

Eine der wärmeren Klimalandschaften im Klimahaus Bremerhaven. Mit nachgestalteter Lagunenlandschaft und Fischen.

Eine der wärmeren Klimalandschaften im Klimahaus Bremerhaven. Mit nachgestalteter Lagunenlandschaft und Fischen.

Das Klimahaus Bremerhaven

Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Das Klimahaus Bremerhaven ist ein Erlebnismuseum, in dem Besucher eine klimatische Reise um den Globus am 8. Längengrad mitmachen. Dabei sind an allen Stationen die jeweiligen Regionen nachgestaltet: So ist beispielsweise Nigeria als eine Station in einem Saal, der entsprechend geheizt ist, mit Sand als Boden. Im Regenwald erlebt man Regenschauer, hohe Luftfeuchtigkeit und entsprechende Pflanzen ebenso wie Gewässer mit Fischen. Und im Raum der Antarktis ist es bitterkalt und eine Schneelandschaft erwartet die Besucher. Überall finden sich interaktive Informationsmöglichkeiten, die jedoch auch recht kurz gehalten sind und sehr kindgerecht aufbereitet sind. In jedem Fall braucht man für dieses hochinteressante Museum viel Zeit.

Aquarien im Klimahaus Bremerhaven. Im nachgestalteten Regenwald ist es bspw. sehr schwülwarm und es regnet. In der Wüste ist der Sall sehr sehr heiß und mit Sand ausgelegt.

Aquarien im Klimahaus Bremerhaven. Im nachgestalteten Regenwald ist es bspw. sehr schwülwarm und es regnet. In der Wüste ist der Sall sehr sehr heiß und mit Sand ausgelegt.

Das Flair in Bremerhaven

Vielleicht lag es an der Jahreszeit, so dass natürlich noch kein grünes Blatt und kein Halm zu sehen war, aber ich habe Bremerhaven als ziemlich graue Stadt in Erinnerung, in der an jeder Ecke ein eiskalter Wind pfiff. Entsprechend mürrisch schauten viele Menschen drein. Zudem macht es den Eindruck als ob doch recht viele Menschen ohne Perspektive in der Stadt leben. Die ziemlich kurze Fußgängerzone, ein fehlendes alternatives Viertel und das zu dem Zeitpunkt magere Veranstaltungsangebot haben mir keinen allzu positiven Eindruck von Bremerhaven vermittelt. Aber die Nordseeküste werde ich trotzdem jederzeit gerne wieder besuchen.