Orleans in Frankreich und der Personenkult um Jeanne d’Arc

Was verbindet man mit der Stadt Orleans in Frankreich? Zuerst sicherlich die Namensverwandschaft mit New Orleans in den USA, die Stadt die von französischen Siedlern gegründet wurde. Als Zweites vielleicht auch noch Jeanne d’Arc oder wie hierzulande eher bekannt, die Jungfrau von Orleans, welche die Franzosen gegen die Engländer anführte und mehrere Siege errang. Vielleicht verbindet man aber Orleans auch mit der Kathedrale Sainte-Croix d’Orléans, dem imposanten Gotteshaus, welches das Aussehen von Orleans seit Jahrhunderten prägt. Auf jeden Fall sollte man Orleans auf seiner Frankreichtour besuchen, denn die Stadt bietet Einblick in wichtige Teile der französischen Geschichte.

Jeanne d’Arc Festspiele – Personenkult um eine Frau

Die Franzosen verbinden Orleans in erster Linie mit den Jeanne d’Arc Festspielen, die einmal jährlich im Mai stattfinden. In einem pompösen Umzug, darf ein Mädchen auf einem Pferd, als Jeanne d’Arc verkleidet und begleitet von mittelalterlich kostümierten Männern, durch die Stadt reiten. Die Festspiele prägen das Bild der Stadt vielerorts, besonders in den unzähligen Geschäften. In diesen findet man mehrere Fotos der vorangegangenen Festspiele. Überall in Orleans findet man weitere Hinweise auf das Wirken von Jeanne d’Arc. Man gewinnt fast den Eindruck, ohne Jeanne d’Arc könnte die Stadt nicht mehr existieren. Dabei bietet Orleans noch genügend andere Highlights, die der Stadt ein eigenes Flair verpassen.

Eine Seitengasse die Rue de la poterne in Orleans

Wir besuchten Orleans bei unserer Frankreichtour nach der Besichtigung der Maginot Linien im Elsass. Und wenn ich von der Schönheit der Stadt Orleans spreche, meine ich damit natürlich nur den Inneren Bereich der Stadt. Wie viele Städte in Europa ist auch Orleans nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Nähten geplatzt. Um den Altstadtkern expandierte die Stadt in einem atemberaubenden Tempo, was man an der Bauweise sehr gut erkennen kann. Unzählige Neubaugebiete zäunen die Altstadt ein und vermitteln das Bild von kleinen Ghettos. In den letzten Jahrzehnten kam eine weitere Entwicklung hinzu, die man auch hierzulande immer wieder beobachten kann. Dies ist die Entstehung von riesigen Gewerbeparks, auf dem sich unzählige Geschäfte und auch preiswerte Hotels wieder finden. Mit dem alten Orleans hat dies sehr wenig gemein.

Place du Martroi mit Denkmal von Jeanne Darc in Orleans

Die Altstadt von Orleans mit ihren kostenlosen Parkplätzen an der Loire

Der alte Stadtkern von Orleans ist dagegen in der Zwischenzeit wieder sehr gut hergerichtet wurden. Mit bedacht auf Touristen, gestaltete man den alten Stadtkern, nach seinem ursprünglichen Aussehen. Alte Fachwerkhäuser, die scheinbar gestützt werden durch neuere Häuser, zieren die Innenstadt. Die verwinkelten Gassen, wie sie im Mittelalter existierten, wurden beibehalten und mit Kopfsteinpflaster neu bestückt. Pflanzenkübel zieren die Straßen und überall findet man kleine Cafès und Bars. Wenn man mit dem Auto durch diese Straßen fahren möchte, stößt man schnell auf echte Probleme, die die Franzosen mit etwas Schieben und Schubsen schnell lösen. Deswegen empfiehlt es sich das Fahrzeug möglichst am Rand der Innenstadt abzustellen, was kein Problem ist. An der Loire auf der Altstadtseite stehen genügend kostenfreie Parkplätze zur Verfügung. Zudem existieren am Altstadtrand viele Parkhäuser, in dem man sein Fahrzeug kostengünstig parken kann. Wir bezahlten als Beispiel für drei Stunden nicht einmal drei Euro, was im Verhältnis zu anderen Städten ein Schnäppchen ist.

Orleans-die Bruecke Pont Georges v

Die Kathedrale von Orleans mit der Geschichte von Jeanne d’Arc

Da die Innenstadt von Orleans nicht allzu groß ist, kann man von nahezu allen Seiten die Stadt bei einem gemütlichen Nachmittagsbummel gut erkunden. Das Highlight der Stadt ist natürlich die Kathedrale von Orleans. Auch in dieser ist Jeanne d’Arc wieder präsent. Auf Fensterbildern wird die Lebensgeschichte von Jeanne d’Arc wiedergegeben, leider auch mit etwas Geschichtsverfälschung. Denn hier findet man den Hinweis auf die Hinrichtung von Jeanne d’Arc durch die Engländer, welches man den Engländern versucht komplett in die Schuhe zu schieben. Dabei wurde Jeanne d’Arc von ihren eigenen Landsleuten festgenommen und an die Engländer verkauft, ein Punkt in der Geschichte, der keine Erwähnung auf den Fensterbildern der Kathedrale erfährt.

Die Kathedrale kann man selbstverständlich besuchen, ohne dass irgendwelche Eintrittsgelder fällig werden. Diesen Umstand nutzt jedoch so mancher Bettler. An der Haupteingangstür der Kathedrale findet man diese Menschen, die neben der Tür auch gleich noch die Hand aufhalten und ahnungslosen Touristen den Eindruck vermitteln, man müsste eine kleine Spende vor dem Eintreten in die Kathedrale entrichten. Dies alles erfolgt aber ohne Worte, sondern nur mit den entsprechenden Gesten.

Neben der Kathedrale gibt es noch einen weiteren Turm, die aus dem Boden ragt. Dabei handelt es sich um das Rathaus der Stadt Orleans. Dieses befindet sich nur wenige Minuten von der Kathedrale entfernt und beherbergt ein Museum, mit der Geschichte von Orleans. Allerdings kommt man auf den Turm nicht ohne Weiteres hinauf. Ich vermute den Turm kann man nur direkt über das Rathaus besteigen. Wir sahen jedoch bei unserem Besuch von Orleans keinen Menschen auf dem Turm, was jedoch nichts zu bedeuten hat, denn wir besuchten die Stadt an einem Feiertag.

Gibt es noch etwas anderes in Orleans, als Jeanne d’Arc?

Auf jeden Fall sollte man sich die Zeit nehmen und durch die Altstadt von Orleans schlendern. Immer wieder findet man in der Innenstadt von Orleans Hinweistafeln, auf denen vermerkt ist, wo man sich gerade befindet und welche Sehenswürdigkeiten in unmittelbarer Nähe vorhanden sind. Neben einem Haus, in dem Jeanne d’Arc vom 29. April bis 09.Mai 1429 Unterschlupf fand, ist der Place du Martroi mit dem Reiterstandbild von Jeanne d’Arc eines der touristischen Highlights. Wendet man seinen Blick jedoch etwas von dem Jeanne d’Arc Verehrungen ab, dann entdeckt man auch noch andere schöne Bauwerke, wie zum Beispiel die Hauptstraße, die in die Innenstadt führt und deren Fußweg im Stil des Klassizismus komplett überdacht sind. Oder das ehemalige Gebäude einer alten Bank auf dem Place du Martroi, welches durch sein prunkvolles Dach einem sofort ins Auge sticht.

Das alte Bankgebaeude am Place du Martroi in Orleans

Was einem jedoch sofort in den Bann zieht, sind die vielen kleinen verwinkelten Gassen der Altstadt. Hier entlang zu schlendern, ist eine Wonne. Die Gassen sind verbunden mit Treppen und kleinen Passagen, die einem wiederum zu kleinen Plätzen und Innenhöfen führen. Alte Gebäude, die man von den Hauptstraßen nicht sieht, tauchen plötzlich vor einem auf und erzählen weitere Geschichten von der Stadt. Dazwischen findet man auch immer wieder eine kleine Kirche, die umgeben ist von alten Fachwerkhäusern. In den Abendstunden ertönen aus diesen Fachwerkhäusern Klänge moderner Musik, der Beginn des täglichen Nachtlebens in der Altstadt von Orleans.

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