Das Schloss Blois – eine Reise durch den Baustil von drei Jahrhunderten

Ein Schloss, wie das Schloss in Blois, sucht man wahrscheinlich in Europa vergeblich. Ein Schloss welches verschiedenste Baustile aus drei Jahrhunderten in sich vereint. Und dies nicht in einem wilden durcheinander, sondern fein säuberlich voneinander getrennt. Das Schloss Blois ist eine Zeitreise von der Gotik, zur Spätgotik, über die Renaissance bis zum Schluss zum Klassizismus. Wer schon immer einmal wissen wollte, wodurch sich diese Baustile voneinander unterschieden, im Schloss von Blois erhält man diese Informationen auf einen Blick.

Auch wenn der Bau von Schlössern sich früher schon einmal über ein paar Jahrzehnte hinziehen konnte, so versuchte man zu mindestens auch bei den nachfolgenden Arbeiten, den Schlössern einen einheitlichen Stil zu verpassen. Etwas anders wirkt da das Schloss von Blois. (Geheimtipp: Rund 2,5 Stunden von Blois entfernt kann man in Guedelon heute live erleben, wie solche Schlösser im Mittelalter gebaut wurden)

Bereits wenn man die ersten Schritte in den Innenhof des Schlosses tätigt, erkennt man, irgendetwas stimmt hier nicht. Da windet sich eine reichlich verzierte Außenwendeltreppe an der rechten Innenseite des Schlosses empor, die gar nicht zu der ihr gegenüberliegenden schlichten Häuserwand passen möchte. Auch das Gebäude mit seinen roten Ziegeln, aus dem man gerade kommt, fügt sich irgendwie nicht so richtig in das Gesamtbild ein. Überhaupt scheint hier alles wild durcheinander gebaut zu sein. Für Nichtkenner der verschiedenen Baustile, ein heilloses Durcheinander auf engsten Raum. Dabei besitzt das Schloss einen logischen Aufbau, der viel über die Geschichte in Europa verrät.

Als Vorbereitung zur Schlossbesichtigung, lohnt sich ein Blick in die Wikipedia

Mindestens anderthalb Stunden sollte man für den Besuch von Schloss Blois einplanen. In dieser sprintet man fast durch die unzähligen Räume des Schlosses, die gefüllt sind mit Relikten aus der fernen Vergangenheit. Taschen und große Rucksäcke darf man allerdings nicht mitnehmen. Wahrscheinlich ist die Angst zu groß, dass nachher doch etwas aus dem Schloss fehlen könnte. Damit man seine Tasche ordentlich verstauen kann, stehen reichlich kostenfreie Schließfächer zur Verfügung. Gegen einen vorläufigen Pfand von einem Euro kann man diese benutzen. Zudem erhält man gegen eine Gebühr, wie so vielerorts in Frankreich, einen Audiosprachführer, mit dem sich die Aufenthaltszeit im Schloss allerdings gleich mal verdoppeln dürfte. Schneller geht es mit dem kostenfreien Prospekt, welches einem auf wenigen Seiten erklärt, was wo zu sehen ist.

Als Vorbereitung für den Schlossbesuch lohnt sich auch noch ein Blick in die Wikipedia (wikipedia.org). Dort findet man einen ausführlichen Artikel zu dem Schloss, der sich meiner Meinung nach an dem vor Ort erhältlichen Audiosprachführer orientiert. Teilweise hat man sogar den Eindruck, dass der Artikel viele Passagen eins zu eins von dem Sprachführer entnommen hat. Wenn man sich somit die Kosten für den Audiosprachführer sparen möchte, kann man sich zuvor auch gerne den Artikel aus der Wikipedia ausdrucken und in das Schloss mitnehmen. Zur besseren Orientierung an dieser Stelle der Weg, wie man das Schloss besichtigen wird.

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Die Tour durch das Schloss Blois

Man beginnt mit der selbst geführten Führung rechts nachdem man seinen Eintritt von neun Euro entrichten durfte. Hinweisschilder zeigen einem den Weg. Zuerst betritt man den Generalständesaal, der 1220 von Graf Thibaut dem VI. erbaut wurde. Der Saal befindet sich im ältesten Teil des Schlosses, welcher im gotischen Stil errichtet wurde. Danach führt der Weg zum Lapidarium Museum, die ehemalige Küche im Flügel von Franz dem I. Dieser Teil des Schlosses wurde im Stil der Renaissance erbaut. Man bleibt im Flügel von Franz dem I. und steigt den Treppenturm hinauf ins erste Stockwerk. Dort besichtigt man in folgender Reihenfolge den Saal des Königs, den Saal der Wachen, die Galerie der Königin, das Schlafzimmer von Katharina von Medici, die Privatkapelle der Königin und das Studiolo, einen kleinen Raum der aus 237 geschnitzten Tafeln besteht und die Jahrhunderte nahezu unbeschädigt überstand.

Im Schlafzimmer der Katharina von Medici führt eine kleine Treppe ein Stockwerk höher. Dort befinden sich die Gemächer des Königs. Man durchquert das neue Kabinett, die Galerie des Königs, den Saal der Guise, den Ratsaal des Königs und das Königszimmer. Von hier aus geht es wieder hinunter über den Saal der Wachen in den Ausgangsraum, den Generalständesaal. Tritt man aus diesem wieder heraus, sieht man linker Hand einen weiteren Eingang, der in den Flügel von Ludwig den XII. führt, der Teil des Schlosses der in der Spätgotik entstanden ist. In diesem Teil befindet sich das Museum der schönen Künste, ein Museum mit jeder Menge Bildern und Skulpturen unter anderem der Darstellung einer römischen Hochzeit. Damit endet die eigentliche Tour durch das Schloss. Jetzt fehlt nur noch der Flügel von Gaston d`Orlèans, der mit seiner imposanten Innentreppe das Zeitalter des Klassizismus in Blois einläutete und die kleine Kapelle Saint-Calais. Im Anschluss kann man noch einen Blick in den Turm von Foix werfen und von den hohen Außenmauern des Schlosses, hinab auf die engen Gassen von Blois blicken.

Das königliche Stachelschwein, das Wappentier von Ludwig dem XII.

Etwas Interessantes gibt es aber noch im Schloss, welches einem immer wieder begegnet, man aber nicht sofort wahrnimmt. Dies ist das Wappentier von Ludwig dem XII., ein Stachelschwein, welches eine Krone trägt. Bereits am Eingang des Schlosses kann man dieses Tier entdecken und während des Rundgangs durch das Schloss, findet man es immer wieder. Die Initialen L und A stehen dabei für Ludwig und seine zweite Frau Anna von Bretagne. Entgegen aller sonstigen Wappentiere, wie dem Löwen, Adler oder einem Drachen, scheint dieses Wappentier keine Eigenschaften zu besitzen, welches man mit Stärke oder Macht verbindet. Warum Ludwig der XII. gerade dieses Tier wählte, bleibt offen.